Vegan for a Week

Vegan for a week

Vegan Leben. Durch die Nähe zur Grünen Politik bin ich natürlich schon mehrfach mit diesem Vorschlag konfrontiert worden, ernsthaft überlegt hatte ich es mir aber nicht. Wie der Zufall es so wollte, wurde ich jedoch vor einiger Zeit in Facebook zur Veranstaltung „Vegan for a Week“ eingeladen. Wie der Name schon sagt, ging es also darum, eine Woche lang vegan zu leben. Eine Woche nur, dachte ich, das will ich einfach mal ausprobieren. Natürlich gibt es viele gute Gründe wirklich vegan zu leben, über die man gerne diskutieren kann, mir ging es jedoch erst einmal nur darum, zu sehen, wie man so als Veganer durch die Woche kommt.

Mein kleines veganes-Tagebuch also:

Tag 1:
Heute ist also der erste Tag. Ich habe mich ehrlich gesagt viel zu wenig mit dem Thema auseinandergesetzt als ich bemerke, dass die Aktion ja heute beginnt. Was gehört also alles dazu, um eine Woche vegan zu leben? Veganes Essen, das ist klar, aber wenn man es genau betrachtet, so müsste ich zum Beispiel auch auf Leder und Wolle verzichten. Also entscheide ich mich für eine vegane Ernährung für diese Woche und lasse die anderen Bereiche erst einmal außen vor. In meinem Kühlschrank befinden sich noch eine Gurke und Tomaten, sonst nichts. Das reicht zwar, um heute noch einen kleinen Salat zu essen, aber ich muss wohl noch einkaufen gehen. Heute belasse ich es bei einem Salat.

Tag 2:
Nachdem ich mir schon einige schlechten Veganer-Witze auf Facebook anhören muss, gehe ich dann doch endlich einkaufen. Aber was kann man denn guten Gewissens kaufen und kochen? Also schreibe ich eine Freundin an, die seit einigen Jahren vegan lebt und bekomme eine tolle Antwort mit vielen Rezept-Ideen, bevorzugten Läden und Internetseiten für weitere Anregungen. Asiatisch bietet sich besonders an, also Reis oder gebratene Nudeln (ohne Ei versteht sich), oder Chilli sin Carne (wobei man das Fleisch auch einfach durch Tofu ersetzen kann). Selbst für Fast-Food-Liebhaber gibt es Burger, Gyros, Pommes usw, alles auch in der veganen Variante. Mein Lieblingstipp ist jedoch, dass auch die großen Ravioli-Dosen mit Gemüseravioli vegan sind. Die genannten Links hab ich für euch unten auch angehängt.

Gut informiert also ziehe ich los und lande im Edeka um die Ecke. Mit Tofu, Obst, Gemüse, Tomatensauce und Weizennudeln verlasse ich ihn wieder. Außer dem Tofu habe ich nichts gekauft, was ich sonst nicht auch gekauft hätte. Mein zweiter Weg führt mich ins Reformhaus. Die Auswahl hier ist natürlich riesig, jedoch auch deutlich teurer. Veganes Steak, vegane Putenschnitzel, eine Packung Gummibärchen ohne Gelatine und eine Packung Brotteig bekomme ich für etwas mehr als 12€. Heute gibt es aber etwas, dass ich noch im Haus habe: Kartoffeln mit Grünkohl.

Tag 3:
Ich fühle mich super, es scheint gar nicht so schwer zu sein, und man muss nicht mal auf leckere Dinge verzichten. Soja Milch war und ist zwar nicht so mein Ding, aber zu einem sehr schmackhaften Soja-Steak mit Salat gibt es einen Vanille-Soja-Drink, der wirklich sehr lecker ist. Abends bin ich auf einem Geburtstag eingeladen, zu dem ich mit ein paar Freunden verschiedene Kuchen backen will. Einer dieser ist ein veganer Kirsch-Bananen-Streusel-Kuchen. Wie der Zufall so will, wird es der beste aller Kuchen (Also wirklich wirklich 🙂 )

Tag 4:
Meine Euphorie wird plötzlich gebremst. Ich habe mir verschiedene Packungen getrockneter Früchte gekauft und bin genervt, als ich merke, dass die getrockneten Bananen mit Honig gesüßt sind. Also ein Fehlkauf, Honig ist für mich Tabu. Auch die Soja-Puten-Filets können mich nicht überzeugen. Ich merke, dass man als Veganer tierisch aufpassen muss (beachtet das Wortspiel^^), was man so kauft. In vielen Produkten sind eben doch Eier, Honig, Milch, tierisches Lab oder Gelatine enthalten, auch wenn man im ersten Moment nicht daran denkt. Meine Laune bessert sich aber um Welten, als ich Abends wieder auf einen Geburtstag gehe, und eine Freundin meinetwegen extra einen veganen Apfelkuchen gebacken hat. Auch dieser Kuchen steht nicht-veganen Kuchen in keinem Punkt nach.

Tag 5:
Ich bemerke, dass ich viel kontrollierter Esse. Einmal Obst zum Frühstück, dann eine große Mahlzeit am Nachmittag und das war es dann. Keine kleinen Snacks zwischendurch. Leider komme ich den ganzen Tag nicht dazu, neben ein bisschen Obst etwas zu essen und bin daher mehr als begeistert, als ich Abends auf einer WG-Feier eingeladen bin und dort veganes Chilli angeboten bekomme. Bisher das kulinarische Highlight meiner Woche.

Tag 6:
Heute koche ich mir Weizennudeln mit Bolognesesauce, wobei ich das Fleisch durch gut gewürzt und angebratenen Tofu ersetze. Ich finde immer noch, dass Tofu nach nichts schmeckt, beziehungsweise nur nach Gewürzen in meinem Fall. Da die Woche sich ja schon dem Ende neigt, werde ich gefragt, ob ich den schon froh sei, bald wieder Fleisch essen zu können. Um ehrlich zu sein, würde es mir nichts ausmachen, auf Fleisch zu verzichten. Jedoch ständig auf Milch, Eier usw. zu achten ist auf die Dauer doch anstrengend.

Tag 7:
Der letzte Tag. Zum Abschluss der Woche gönne ich mir einen veganen Burger in einem kleinen Café, dass einige weitere vegane Speisen anbietet. Und dann ist es plötzlich schon nach 24:00. Ich habe mich also eine Woche vegan ernährt. Auch wenn ich jetzt direkt zum Kühlschrank rennen und die Schokolade, die seit einer Woche dort auf mich wartet, verschlingen könnte, geh ich lieber schlafen.

Fazit:
Vegan zu leben ist kein Ding der Unmöglichkeit. Ganz im Gegenteil: Ein Großteil der Nahrung, die man im Alltag so zu sich nimmt, ist bereits vegan oder kann ganz leicht, zum Beispiel durch nutzen von Ersatzprodukten, vegan gemacht werden. Die größte Anstrengung, die zu leisten ist, besteht darin, genau darauf zu achten, was man isst. Ich persönlich sehe das aber sogar als einen positiven Nebeneffekt, um seine Ernährung gesund und kontrolliert umzugestalten. Um es gleich vorweg zu sagen: Ich werde nicht weiter vegan leben. Ich werde aber durchaus viel mehr darauf achten, was dort eigentlich auf meinem Teller liegt und auch meinen Fleischkonsum will ich auf ein Minimum reduzieren. Ich spiele sogar mit dem Gedanken, eine ganze Zeit lang vegetarisch zu leben, länger als eine Woche, denn ich bin mir sicher, dass das ohne Schwierigkeiten machbar ist, ja um einiges einfach als vegan.

Versucht euch doch selbst mal an so einer Woche. Mich würde interessieren, ob ihr ähnliche Erfahrungen macht, wie ich. Habt ihr vielleicht schon einmal vegan gelebt, lebt ihr das bereits seit Jahren, oder warum könnt ihr nicht auf euer Schnitzel verzichten? Würde mich über eure Kommentare freuen.

Empfohlene Links:
http://www.chefkoch.de
http://www.eat-this.org/
http://www.laubfresser.de/
http://www.veganguerilla.de

[Edit]: Erst einmal freut es mich, dass viele Rückfragen auf meinen Blogeintrag gekommen sind. Darunter waren auch Anmerkungen, dass meine Beweggründe, eine Woche vegan zu leben, nicht erläutert werden. Gleichzeitig wurde, wie in diesem Blogeintrag von Fiona beschrieben, der Rückschluss daraus gezogen, dass ich „viel zu inkonsequent und oberflächlich.“ sei. Jedoch zielte mein Blogeintrag allein darauf, zu zeigen, wie es für mich, als sonst nicht vegan lebenden Menschen, ist, eine Woche vegan zu leben und nicht die Gründe dafür aufzuzählen. Es gibt hier viele Sichtweisen und Meinungen, die betrachtet werden müssen. Dem würden einige Sätze in einem Bericht wie diesem nicht gerecht werden, weswegen ich meine Motivation für diesen Schritt außen vorgelassen habe.“